Gründerzeit (1888 – 1928)

Entwicklung des Feuerlöschwesens im Land Brandenburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Es steht außer Frage, daß auch schon vor dieser Zeit viele Feuerwehren existierten und auch ständig neu gegründet wurden.
Es war die Zeit einer großen industriellen Entwicklung und der Ansiedlung einer Vielzahl von Menschen zu größeren Ortschaften, als sich vielerorts der Schutz vor Feuersbrünsten und anderen Gefahren notwendig machte.
Die Gründung dieser Wehren stützte sich meist auf Männern aus der Turnerschaft. Hier waren durchtrainierte Leute, die nicht nur schnell, gewandt und kräftig waren, sondern auch entschlossen, ihr Leben für die Rettung von Leben, Hab und Gut ihrer Mitmenschen einzusetzen.
Der Erfahrungsaustausch fand zu dieser Zeit lediglich mit den bestehenden Feuerwehren in der Nachbarschaft statt, oder wenn zu Großschadensereignissen mehrere Feuerwehren zusammen kamen. Von organisierten Zusammentreffen konnte noch keine Rede sein. Doch die Zeit für die Gründung eines Feuerwehrverbandes sollte auch für die Provinz Brandenburg kommen.

Die Geschichte nahm mit der Teilnahme des Vizefeuerwarts Wilhem Kurtzrock (Foto) von der Wilhelm KurtzrockTurnerfeuerwehr Cottbus am 9. Deutschen Feuerwehrtag ihren Lauf.
Das Ereignis fand in der Zeit vom 11. – 14. Juni 1874 in Kassel statt. Beeindruckt von den dortigen Ereignissen beschäftigte Wilhelm Kurtzrock immer wieder der Gedanke zur Gründung eines eigenständigen Feuerwehrverbandes in der Provinz Brandenburg.

 

Am 3. und 4. Juni 1877 war es dann so weit . An der Gründungsversammlung in Cottbus nahmen Vertreter von Feuerwehren als auch Magistrats – Abgeordnete einiger Städte teil. Unter ihnen war auch ein Vertreter von Königs Wusterhausen.
Ab 1878 fanden jährlich die Verbandstage statt. So unter anderen in den Städten Eberswalde, Wriezen, Köpenick, Luckenwalde, Brandenburg und Fürstenwalde. Es steht außer Frage, daß mit der Gründung des Feuerwehrverbandes in der Provinz Brandenburg, die Entwicklung im Feuerlöschwesen einen enormen Aufschwung erhielt.
Inzwischen war Königs Wusterhausen durch Chaussee- und Eisenbahnbau zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt avanciert, und als Zentrum eines Amtsbezirkes mit der staatlichen Oberaufsicht über mehrere Gutsbezirke und Dörfer ausgestattet.

Erster Amtsvorsteher wurde der pensionierte Oberstleutnant Herbst. In seine Amtsperiode fielen weitere Chausseebauten, der Ausbau der Stadt und die Errichtung öffentlicher Gebäude. Standesgemäß gründete er auch ein Landwehrcorps zur Abwendung “ innerer Unruhen “ sprich Massenkämpfen um soziale Verbesserungen, die ja landesweit wie in allernächster Nähe im Ballungszentrum Berlin immer wieder aufflammten.
Unbestritten bleiben zwei wesentliche Verdienste, die sich der agile Mann um unsere Stadt und seinen Amtsbezirk erworben hat: die Gründung des Deutschen Roten Kreuzes und der Freiwilligen Feuerwehr Königs Wusterhausen.

Vor nun mehr 125 Jahren, im August 1888, wurde also die Wehr gegründet.Feuerwehr um 1888
Sie begannen mit einer Kastenspritze und dem dazugehörigen Hydrophor einer Saugfeuerspritze, die der Kastenspritze durch Schläuche das Wasser zuführte. Zehn bis zwölf Männer hatten dann im Schweiße ihres Angesichts kräftig zu pumpen. Man mußte schon“ etwas auf dem Kasten“ haben, wenn mit einem solchen Gerät Bränden getrotzt werden sollte.
Später kam dann eine richtige Handdruckspritze hinzu. Auch ein Mannschaftswagen konnte in Dienst gestellt werden. Beide Geräte wurden von Pferdegespannen gezogen. Einige Anstelleitem mit Holmenstützen sowie Spaten und Äxte vervollständigten die Ausrüstung. Als im Jahr 1912 Königs Wusterhausen eine Wasserleitung erhielt, konnte von der Wehr ein schwerer Schlauch- und Hydrantenwagen in Betrieb genommen werden. Wie sein Name sagt, transportierte er verschiedene Gerätschaften wie Bund C-Schläuche, Kopfstücke für Hydranten, Hakenleitem, Steck- und Stockleitem. Zu seiner Ausrüstung gehörten auch ein Frischluftgerät und ein großer Sanitätskasten. Auch dieser Wagen mußte noch mit Pferdegespannen bewegt werden.

In dieser Zeit wurde auch das (bereits 1852 erbaute) Feuerwehrgerätehaus mit dem Steigerturm neben der Turnhalle unseres heutigen Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums an der Alten Plantage der Freiwilligen Feuerwehr übergeben.
Feuerwache um 1912

 

Obgleich die Männer nach unseren heutigen Begriffen auch damals noch primitiv ausgerüstet waren, vermochten sie bereits größere Brände erfolgreich zu bekämpfen -zweifellos auch ein Verdienst der damaligen Wehrleiter, deren Umsicht, Einsatzbereitschaft und Sachverstand den Bürgern großen Respekt abnötigte.
Ihr Andenken wird bei den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr in Ehren gehalten.

 

Um den Beginn der zwanziger Jahre erlebte die Wehr einen weiteren Aufschwung. Oberbrandmeister Karl Bräuer, der sich um die Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr Königs Wusterhausen erstrangige Verdienste erwarb und eine enge Verbindung zur Berliner Berufsfeuerwehr unterhielt, bildete die Kameraden nach neuesten Erkenntnissen und Methoden auf dem Gebiet der Brandbekämpfung aus. Dazu gehörte in einem bis dahin nicht praktizierten Maße der vorbeugende Brandschutz. Auch kamen weiter technische Neuerungen hinzu.

Aus Anlaß des 40. Wehrjubiläums 1928 konnte der Freiwilligen Feuerwehr Königs Wusterhausen ein Magirus-Löschzug übergeben werden. Die Pferdchen hatten ausgedient. Motorkraft vervielfachte die zwei und vier PS – ein automobiler Gerätewagen transportierte die 1.000-Liter Motorspritze. Er war bestückt mit modernen Leitern, Rauchschutzmasken und einem Schaumgenerator.Magirus-Löschzug (1928)

Außerdem wurden die Kameraden der Wehr mit neuen Helmen, Uniformen, Wettermänteln und Schaftstiefeln ausgestattet. Zur Sirenenalarmierung kam eine Telefonschleife hinzu, die es ermöglichte, Einsätze nachts ohne Sirenengeheul zu fahren.

 

Diente die Wehr in Friedenszeiten der Abwendung und Milderung natürlicher oder durch Unachtsamkeit herbeigeführter Katastrophen, so hatte sie sich im Krieg zusätzlich mit der Bekämpfung von Folgen der zielgerichteten Vernichtung zu befassen. Die Motorspritzen wurden auf fünf erhöht. Hinzu kam ein zweiter Löschzug.