Die Feierlichkeiten anläßlich des 100. Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Königs Wusterhausen im September 1988 waren gerade einmal ein gutes Jahr vorbei, als uns die politische Wende überkam. Mit der politischen Wende begann auch im Brandschutz ein gewisser Wandel. Im Zuge der Wirtschafts- und Währungsunion wurde unsere Gesetzgebung an die der alten Bundesländer angeglichen. Die Zuständigkeit mußte neu geregelt werden. Brandschutz war jetzt Pflichtaufgabe der Kommune.
Erste Verbindungen zu Feuerwehren aus den alten Bundesländern wurden geknüpft, und der Gedanke zur Gründung eines Landesfeuerwehrverbandes als Interessenvertreter der Feuerwehren wieder aufgenommen. Nachdem die Feuerwehrverbände 1938 aufgelöst worden waren, war es nach 52 Jahren wieder soweit, den Brandenburgischen Provinzial-Feuerwehrverband ins Leben zu rufen.
Am 31. März 1990 hatte sich eine Initiativgruppe erstmals in Königs Wusterhausen zusammengefunden. Der Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Königs Wusterhausen Heinz Donner begrüßte die Delegierten zu diesem Treffen. Vorbereitungen wurden getroffen, und am 27.Oktober 1990 stimmten die 115 Delegierten aus 25 inzwischen existierenden Kreisfeuerwehrverbänden für die Gründung eines Landesfeuerwehrverbandes Brandenburg.
Auch die Arbeit bei den Wehrleuten der Feuerwehr Königs Wusterhausen ging weiter. Durch die anfangs ungenügende Gesetzgebung machte sich Unsicherheit und die Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes unter den Kameraden der Feuerwehr breit.
Durch die allgemein undurchsichtige Lage auf dem Arbeitsmarkt sank auch die Mitgliederzahl der Freiwilligen Feuerwehr Königs Wusterhausen auf 23 Kameraden. Die Brandsicherheit war mit diesem Personalbestand in Königs Wusterhausen nicht ausreichend gewährleistet. Auf dieser Grundlage wurden in den Spätsommer- und Herbsttagen 1990 mit den Verantwortlichen in der Stadt Königs Wusterhausen Gespräche zur Übernahme der Berufsfeuerwehr Königs Wusterhausen geführt. Das Wort ,,Abwicklung“ kam auch im Bereich Brandschutz zum Tragen.
Von den 36 Berufsfeuerwehrmännern gingen einige mehr oder weniger freiwillig, andere aus Ungewißheit über die Zukunft in den Vorruhestand oder zur Berufsfeuerwehr nach Potsdam. 18 Berufsfeuerwehrmänner blieben in Königs Wusterhausen und waren bereit, gemeinsam mit den freiwilligen Feuerwehrmännern die Sicherheit auf dem Gebiet des Brandschutzes zu gewährleisten.
Mit der Übernahme der 18 Feuerwehrmänner durch die Stadt zum 01 .Januar 1991 gab es in Königs Wusterhausen keine Berufsfeuerwehr mehr. Eine Freiwillige Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften hatte nun die Aufgabe, den Brandschutz sicherzustellen.
Schon in den Januar- und Februartagen im Jahr 1991 zogen die freiwilligen Kameraden mit Mann und Maus aus dem über 100 jährigen Domizil in der Alten Plantage aus und in die heute einzige Feuerwache von Königs Wusterhausen, in die Köpenicker Straße 27, ein.
Die 18 hauptberuflichen Kräfte, welche in 3 Dienstschichten zu je 6 Mann rund um die Uhr einsatzbereit waren, und 23 Feuerwehrmänner, die tagsüber ihrem Beruf nachgingen, haben alles getan, die anstehenden Einsätze zu meistern.
Unterschiedliche Charaktere mußten unter einen Hut gebracht, Meinungsverschiedenheiten gelöst werden.
Mit dem Inkrafttreten des ,, Brandschutzgesetzes des Landes Brandenburg ,, am 14. Juni 1991 war die gesetzliche Grundlage für die bestehende Struktur der Feuerwehr gegeben. Auf der Grundlage dieses Gesetzes wurde versucht alle anstehenden Aufgaben zu regeln. Viele Fragen tauchten auf, u.a. mußte eine neue Wehrleitung durch die Stadtväter bestellt werden und anderes mehr.
Im Rahmen von Städtepartnerschaften wurden vielfältige Beziehungen geknüpft, u.a. auch durch die Stadtverwaltung von KW. So kam auch in der Feuerwehr der Gedanke auf, einen Erfahrungsaustausch mit den Verantwortlichen der Feuerwehr der Partnerstadt Hattingen/Ruhr aus dem Land Nordrhein/Westfahlen zu organisieren. Dieser Einladung folgte der Leiter der Feuerwehr Hattingen/Ruhr, Herr Brandoberamtsrat Lothar Schnier, sehr gern.
Dieser fruchtbringende Erfahrungsaustausch brachte neuen Schwung und Elan in die Feuerwehrarbeit. Bei der Vorbereitung der Anhörung zur neuen Wehrleitung brachte der Wehrleiter Heinz Donner seinen Wunsch zum Ausdruck, von dieser Funktion entbunden zu werden. Im Ergebnis der Anhörung wurden am 17. März 1992 der Kamerad Dietmar Rechenberg von den hauptberuflichen Kräften zum Leiter der Feuerwehr Königs
Wusterhausen und die Kameraden Gerd Paul und René Wilke zu seinen Stellvertretern bestellt.
Die Grundlage zur weiteren Arbeit war gegeben. Das Hauptaugenmerk wurde auf die Gewinnung freiwilliger Feuerwehrmänner, auf die Sanierung der Feuerwache und die Anschaffung notwendiger neuer Technik gelegt.
Um die Gewinnung von freiwilligen Kameraden voranzutreiben, wurde im Oktober 1992 die Jugendfeuerwehr ins Leben gerufen. Die Stärke der Jugendfeuerwehr unterliegt ständigen Schwankungen. Trotzdem konnten aus diesen Reihen bis zum heutigen Tag 10 Kameraden übernommen werden, von denen noch sieben ihren Dienst versehen. Auch junge Leute, die schon das Jugendfeuerwehralter hinter sich hatten, haben den Weg in die Feuerwehr gefunden und den Antrag auf Mitgliedschaft gestellt. Allen Schwierigkeiten der heutigen Zeit zum Trotz stehen nunmehr 33 ehrenamtliche Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Königs Wusterhausen zur Verfügung.
Um die Geschichte der Königs Wusterhausener Feuerwehr lebendig zu erhalten, hat es sich der Kamerad Michael Reder mit seiner Schicht zur Aufgabe gemacht, historische Geräte zu restaurieren. Bisher konnten Pumpen, Stromaggregate nebst Scheinwerfern, Strahlrohre und eine Schlauchhaspel vor dem Verfall gerettet werden. Sicher wird auch in nächster Zeit einiges an heutiger Technik, was nicht mehr benötigt wird, hinzukommen.
Heute präsentiert sich die Wache als neues Gebäude, welches den heutigen Anforderungen größtenteils gerecht wird. Es beherbergt neben den hauptberuflichen und freiwilligen Kräften, das Feuerschutzamt der Stadt und ist auch offizieller Sitz des Königs Wusterhausener Feuerwehrvereins e.V.
In den kommenden Jahren wird sich die Stadt, zum einen durch die Umsiedlung der Gemeinde Diepensee nach Königs Wusterhausen und durch die bevorstehende Kreisgebietsreform, erweitern. Dadurch werden die Anforderungen an unsere Wehr steigen. So wird in Neu-Diepensee eine weitere Löschgruppe entstehen. Andere Gedanken spielen erst nach der Reform eine Rolle und werden dann umgesetzt. |